Die Gemeinde Kremsmünster ist bei der Gestaltung ihres neuen Ortsplans neue Wege gegangen. In Zusammenarbeit mit unserer Abteilung Gisdat Kartografie entstand eine Mobilitätskarte, die den Verzicht auf das Auto für alltägliche Erledigungen fördern soll. Im Ortsplan wurden die wichtigsten Einrichtungen und Plätze als Mobilitätspunkte markiert und die kürzesten Fuß- und Radverbindungen eingezeichnet. In einem Mobilitätsplan finden sich die Zeitangaben, wie viele Minuten für die jeweilige Strecke zu Fuß oder mit dem Rad gebraucht wird. Diese Alltagswege können - praktisch für unterwegs - auch in der GEM2GO APP abgerufen werden.


Ausschnitt aus dem neuen Ortsplan mit den wichtigsten Mobilitätspunkten und Wegverbindungen



Auslöser war eine Studie zum Mobilitätskonzept, so Bürgermeister Gerhard Obernberger: „Dabei kam heraus, dass wir fast die Hälfte des Verkehrs in Kremsmünster selbst produzieren. Teilweise ist das der Topografie geschuldet, aber auch wo es eben ist, wird mit dem Auto gefahren. Das ist eine Gewohnheit geworden, die wir ändern wollen.“


Die Frage lautete also, wie können die Bürger*innen motiviert werden, mehr zu Fuß zu gehen oder auf das Rad umzusteigen.


„Vor allem Neuzugezogene kennen viele Wege gar nicht mehr. Vielen ist auch nicht bewusst, dass sie im Ort zu Fuß gleich oder sogar schneller sind als mit dem Auto,“ ist Projektleiterin Martina Boro, MBA, überzeugt. „Mit unseren Betreuern der Gemdat OÖ entstand deshalb die Idee, die Distanzen abzubilden und vereinfacht bildlich darzustellen."

Über Mundpropaganda und der Arbeit am Zukunftsprofil der Stadt, in dem die Frage der Mobilität ebenfalls ein großes Thema ist, fand sich die Gruppe „Aktiv bewegt“, die sich mit dieser Idee auseinandersetzte.


im Bild: Bürgermeister Gerhard Obernberger (5.v.l.), Projektleiterin Martina Boro, MBA (1.v.l.), Mag.a Birgit Appelt (SPES Zukunftsakademie, 6.v.l.), Rainer Zwicklhuber (3.v.r.) und weitere Mitglieder der Gruppe "Aktiv bewegt"

Wir haben uns angeschaut, welche Wege täglich zurückgelegt werden,“ erklärt Rainer Zwicklhuber. „Bei den wichtigsten Punkten haben wir Stecknadeln gesetzt, mit Linien verbunden und geschaut, wie diese mit dem Rad oder zu Fuß am schnellsten erreicht werden können.“

Die Wege wurden eingezeichnet, abgegangen und abgefahren. Dabei wurde die Begehbarkeit der Wege kontrolliert. Es tauchten auch unerwartete Fragen auf, etwa ob manche Waldwege oder Trampelpfade überhaupt offiziell genutzt werden dürfen und welche Wege auch für das Rad geeignet sind. Manche Strecken mussten wieder verworfen und Alternativen gesucht werden. Auch die Korrektheit der Zeitangaben wurde überprüft und alle Wege dafür erneut abgegangen und abgefahren. In vielen Stunden Arbeit entstand so der Mobilitätsplan.




Ausschnitt aus dem Mobilitätsplan mit Kennzeichnung der Rad- & Fußwege und Zeitangabe


Mit den Ideen noch lange nicht am Ende

Es wird über eine Beschilderung der Alltagswege und ein Anreizsystem für ihre Benutzer*innen nachgedacht. Die Arbeit am Mobilitätsstadtplan hat einige Gruppenmitglieder zudem motiviert, sich auch politisch zu engagieren. Als neue Mitglieder im Mobilitätsausschuss wollen sie weiter mitarbeiten, möglichst viele Mitbürger*innen zur aktiven Mobilität zu bewegen. Gefährliche Stellen sollen entschärft und insbesondere die Schulwege sicherer werden, damit die Kinder bedenkenlos allein zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs sein können.

Die schönsten Plätze und Wanderwege in Kremsmünster
Inspiriert von der Aktion der Gemdat OÖ „Mein schönes Oberösterreich“ (meinooe.gemdat.at) durften die Bürger*innen aus zwanzig Plätzen über die acht schönsten abstimmen. Sie sind ebenso auf dem neuen Ortsplan zu finden, wie die Wanderwege rund um Kremsmünster, deren Routen und Beschreibungen per QR Code auch in der GEM2GO App abrufbar sind.


im Bild: der Sagteich - einer der schönsten Plätze in Kremsmünster (Foto: Dagmar Fetz-Lugmayr)

Pilotgemeinde
Kremsmünster ist mit ihrem Mobilitätsstadtplan eine der drei österreichweiten Pilotgemeinden im Rahmen von „Aktiv bewegt“. Das Projekt hat zum Ziel, die aktive Mobilität im Alltag, das Gehen und Radeln in der Gemeinde zu fördern und wird finanziell vom Fonds Gesundes Österreich und vom Land Oberösterreich unterstützt. Anhand des Pilotprojektes wird ein Modell und ein Leitfaden für Gemeinden erstellt.


Mag.a Birgit Appelt vom Projektträger SPES Zukunftsakademie hofft, dass viele dem Beispiel Kremsmünster folgen werden: „Der Mensch neigt zur Bequemlichkeit, aber auch zum kürzesten Weg. Das kann man zum Vorteil ausnutzen, wenn die Abkürzungen aufgezeigt werden und den Menschen bewusst gemacht wird, dass sie durch den Verzicht auf das Auto gleichzeitig im Alltag etwas für ihre Gesundheit getan haben. Begegnungen werden gefördert und der Ort belebt. Das Ganze hat auch einen positiven sozialen Effekt."

Haben auch Sie Interesse an einem Mobilitätsstadtplan oder anderen Kartenprodukten unserer Abteilung Gisdat Kartografie?

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