Nachgefragt bei Mag. Franz Flotzinger

Die Arbeit in Gemeinden erfordert eigene Qualifikationen. Es gelten spezifische Organisationsvorschriften, Gemeindeordnungen und ein eigenes Dienstrecht. Dieses nötige Wissen vermittelt die Dienstausbildung, die alle Gemeindebediensteten absolvieren müssen. Ihre Verordnung ist mittlerweile 15 Jahre alt. Deshalb wird an einer neuen und zeitgemäßen Dienstausbildung gearbeitet.

Wir haben bei Mag. Franz Flotzinger, Direktor des OÖ. Gemeindebundes nachgefragt, was sich ändern wird.


Herr Mag. Flotzinger – in Zusammenarbeit mit der FH Oberösterreich wurde eine Studie durchgeführt, in der die Ausbildung evaluiert wurde. Dabei wurden auch die Wünsche der Dienstgeber- und -nehmer*innen abgefragt. Welche Erwartungen an die Dienstausbildung wurden geäußert?


Die Wünsche, Vorstellungen und Erwartungshaltungen sind vielfältig und je nach befragter Gruppe unterschiedlich. Von den Dienstnehmer*innen wird beispielsweise eine intensivere Begleitung bei der Ausbildung gewünscht. Die Gemeinden möchten hingegen weniger Zeitaufwand, weil sie nicht so lange auf ihre Mitarbeiter*innen verzichten können. Hier haben wir schon reagiert. Das Modul 2 dauert nur mehr zwei statt drei Wochen. Einig waren sich alle im Wunsch nach einer höheren Wertigkeit der Ausbildung. Sie soll eine Bedeutung haben. Die Absolvent*innen wollen stolz darauf sein und für sich persönlich etwas mitnehmen können. Vor dem Hintergrund der Demografie und der Entwicklung des Arbeitsmarktes muss die Dienstausbildung dazu beitragen, die Arbeit in der Gemeinde attraktiver zu machen. Das ist unser Ziel. Die Ausbildung darf nicht als lästige Pflicht, sondern muss als Bonus wahrgenommen werden.


Was können wir von der neuen Dienstausbildung erwarten?


Es wird keine komplette Neuaufstellung sein. Die Gemeindedienstprüfung erlaubt einen Wechsel in andere öffentliche Dienste. Dieser Grundsatz der Durchlässigkeit ist ein Mehrwert für die Dienstnehmer*innen. Es bindet uns aber bei der Gestaltung der Ausbildung an gewisse Vorgaben. Die modulare Struktur werden wir beibehalten. Der zeitliche Ablauf, bis wann welches Modul absolviert sein muss, soll aber flexibler werden.


Inhaltlich wird einiges überarbeitet. Die Arbeit in den Gemeinden verändert sich und damit auch die Anforderungen, die zudem steigen. Der Werkzeugkasten muss dem angepasst werden. Wir arbeiten derzeit intensiv daran, die Ausbildung inhaltlich zu verschlanken. Es soll eine Konzentration auf das Wesentliche bleiben, um so mehr Zeit für die Vermittlung der Inhalte zu gewinnen. In größeren Gemeinden gibt es Themenbereiche, mit denen einzelne Mitarbeiter*innen nie in Berührung kommen. Dieses Wissen wird dann auch nicht oder nicht in der Intensität benötigt. Dem wollen wir Rechnung tragen, indem wir bei Modulen künftig die Wahlmöglichkeit zwischen Basiswissen und vertiefendem Wissen anbieten.


Was bei der Befragung auch geäußert wurde, war der Wunsch nach mehr Spaß, wobei dies ein sehr relativer Begriff ist. Die Ausbildung soll selbstverständlich interessant sein. Eine wesentliche Rolle kommt dabei der Vermittlung zu. Mit einem didaktischen Bildungsangebot wollen wir hier die Vortragenden bestmöglich unterstützen.


Die Digitalisierung kann beim Lernen eine große Unterstützung sein. Wie werden die digitalen Möglichkeiten bei der Dienstausbildung eingesetzt?


Alle möchten selbstverständlich die Dienstprüfung beim ersten Mal schaffen und, wenn möglich, mit Auszeichnung. Unser e-Learningtool, das wir vor etwa vier Jahren entwickelt haben, ist hier eine große Hilfe. Diese digitale Lernmöglichkeit vermittelt das Wissen spielerisch mit Belohnungseffekten. Am Handy steht das Tool immer zur Verfügung. So kann ich beispielsweise im Zug auf dem Weg zur Arbeit lernen. Es hilft beim Managen des Lernstoffes, weil ich immer Überblick über meinen Lernstand habe. Es werden direkt Fragen gestellt und die, bei denen es noch Unsicherheiten gibt, werden mir automatisch wieder angeboten. Das hilft für eine effektive und effiziente Prüfungsvorbereitung.


Beim anfangs erwähnten Wunsch nach einer intensiveren Begleitung bei weniger Zeitaufwand machen wir uns ebenfalls die Digitalisierung zu Nutze. Jeder Kurs findet einmal im Jahr auch als Hybridform an. Bei diesen Kursen wird der erste Termin in Präsenz abgehalten, damit sich die Teilnehmer*innen kennenlernen und austauschen können. Die restlichen Termine finden online statt. Damit wird Fahrtzeit gespart, die sich auch summiert. Modul 1 bieten wir zur Gänze auch als „Video on Demand“ an und ermöglichen damit maximale zeitliche Flexibilität.


Die Digitalisierung eröffnet in allen Bereichen zahlreiche und immer neue Chancen. Es liegt an uns, diese Vorteile zu nutzen.