Nachgefragt bei Vizebürgermeister Karl Rainer und Irmgard Yetkin, Leiterin der Abteilung Service Leonding & Soziales.


Neue Technologien vereinfachen das Leben und können Menschen einander näherbringen.

In Leonding ist das Rathaus seit Herbst im Bedarfsfall auch mobil. Für notwendige Amtswege machen die Mitarbeiter*innen Hausbesuche. Dank moderner IT brauchen sie dafür nur einen Koffer.


Vizebürgermeister Karl Rainer – für wen ist das mobile Rathaus gedacht und wie funktioniert es?


Unser neues Service ist für alle Menschen da, die es nicht zu uns ins Rathaus schaffen und niemanden haben, der die notwendigen Amtswege übernehmen kann. Das können Bürger*innen mit Beeinträchtigungen sein, ältere Menschen, die zu gebrechlich sind oder Frauen kurz nach einer anstrengenden Geburt. Es gibt ein telefonisches Vorgespräch, damit die passenden Formulare parat sind. Im Koffer sind ein Laptop, ein Drucker, ein Fingerabdruckscanner und ein Pad für die elektronische Unterschrift. Damit können sämtliche Amtswege im Bürgerservice, sozialen Bereich oder Standesamt erledigt werden: Von der Ummeldung, dem Ansuchen um einen Heizkostenzuschuss über die Geburtsanzeige, den Reisepass bis zur Unterschrift für ein Volksbegehren. Einer unserer ersten Einsätze war zum Beispiel ein Besuch bei einer älteren Dame. Die hatte ihren Mann wieder aus dem Seniorenheim zu sich nach Hause geholt. Sein Hauptwohnsitz musste deshalb wieder umgemeldet werden. Dafür gilt eine Frist von drei Tagen. Er ist dement und sie gebrechlich. So kam das mobile Rathaus zu ihnen nach Hause und das Ganze war schnell und einfach für die beiden erledigt.


Die Idee stammt von Irmgard Yetkin, Leiterin der Abteilung Service & Soziales. Frau Yetkin – wie sind Sie auf die Idee eines mobilen Bürgerservice gekommen?


Ich war viele Jahre im Sozialbereich tätig und hatte mit Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen zu tun. Alle hatten aber eines gemeinsam: den Wunsch nach Teilhabe an der Gesellschaft und deren Angeboten. Das ist eines der wichtigsten Dinge für jeden Menschen. Für mich stellte sich deshalb die Frage, wie die Stadtverwaltung das ermöglichen kann. Da kam mir die Idee mit dem Rathaus, das nach Hause kommt. Bei meinen Recherchen habe ich entdeckt, dass es ein ähnliches Projekt in Deutschland bereits gibt und dachte, das muss doch bei uns auch funktionieren!


Das mobile Rathaus ist wenige Monate im Einsatz. Was sind die ersten Erfahrungen?


Die Leondinger*innen freuen sich, dass die Stadt sich für sie interessiert, und fühlen sich wertgeschätzt. Auch in Leonding ist die Vereinsamung von Menschen leider ein Thema. Bei den Besuchen merken wir auch das Bedürfnis der Menschen, jemanden zum Reden zu haben. Wir sehen das S

ervice nicht nur als reine Hilfe für einen Amtsweg und wollen den Erfolg des Projekts nicht in Zahlen messen. Es hat sich für uns auch ausgezahlt, wenn es nur fünf Einsätze im Jahr sind oder der eigentliche Zweck des Besuchs beim Kaffeetratsch in den Hintergrund gerät. Diese Zeit wollen wir den Kund*innen geben. Im Gespräch ergeben sich außerdem oft noch andere Bedürfnisse. So muss zum Beispiel ein Antrag beim Land eingebracht werden. Wir können den zwar nicht erledigen. Unsere Sozialberater*innen können aber beim Ausfüllen und Einbringen helfen. Die Menschen müssen sich aufgehoben fühlen - das ist unser Ziel.


VBM Karl Rainer (l.), BM Dr.in Sabine Naderer-Jelinek (2.v.l.) und Ralf Kneidinger, Mitarbeiter der Abteilung Service Leonding und Soziales (r.), zu Besuch bei einer Kundin im Rahmen von "Mobiles Rathaus Leonding".